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19:30 - 23:59
Wiener Konzerthaus
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Großer Saal

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Interpreten:
Nicola Benedetti, Violine
Santtu-Matias Rouvali, Dirigent

Programm
Jean Sibelius
Finlandia op. 26 (1900)

Max Bruch
Konzert für Violine und Orchester g-moll op. 26 (1866)




Jean Sibelius
Symphonie Nr. 1 e-moll op. 39 (1899)

Nicola Benedetti, die 32-jährige schottische Geigerin mit italienischen Wurzeln, begeistert an Max Bruchs erstem Violinkonzert, dass es »innovativ und frisch« ist. Für eine besondere Herausforderung hält sie den »gehaltvollsten Satz«, das Adagio, denn sie war schon immer stärker »an den Emotionen und der Tiefe der Musik interessiert« und weniger an dem, was sie »instrumentale Pyrotechnik« nennt. Dennoch liegen Benedetti mit ihrer »Earl Spencer«-Stradivari von 1732 auch Bravourstücke wie Ravels »Tzigane« (zu hören bei WienerSymphoniker@7 am 6. Dezember 2019). Dieses Werk von 1924 enthält keine realen Melodien von Sinti oder Roma, sondern erinnert eher an den »Ungarischen Tanz« im Finale des erfolgreichsten von Bruchs drei Violinkonzerten – eine Reverenz an die Herkunft des Uraufführungssolisten Joseph Joachim.

Nur zwei Jahre älter als die Solistin ist der finnische Dirigent Santtu-Matias Rouvali, seines Zeichens Chefdirigent der Göteborger Symphoniker und ab 2021/22 Leiter des Philharmonia Orchestra London. »Ich möchte immer ein Stück aus meinem Heimatland mitbringen«, sagt er, »sowas wie eine finnische Identität oder auch Mentalität.« In der Musik von Jean Sibelius ist für ihn alles Wesentliche enthalten: »Sie erzählt von der Politik, von der Natur, von den Menschen und davon, wie verzweifelt wir einmal waren«, betont Rouvali. Insbesondere die Symphonische Dichtung »Finlandia« ist dafür charakteristisch. Sie entstand zu einer Zeit, als der russische Zar versuchte, die Autonomie des Großfürstentums Finnland einzuschränken. »Wenn die Musik total verrückt wird und überhaupt keinen Sinn ergibt, kommt es oft dazu, dass die Musiker anfangen zu lachen«, erzählt Rouvali über seine Erfahrungen in anderen Ländern. »Aber genau das ist das Wichtigste, was man über Sibelius wissen muss. Wenn es nämlich chaotisch wird, dann steht das für die politische Situation.«

Die Wiener Symphoniker wurden 1900 unter dem Namen Wiener Concertverein zunächst mit dem Ziel gegründet, einerseits für die breite Öffentlichkeit erschwingliche Orchesterkonzerte zu veranstalten und andererseits den Bedarf an Ur- und Erstaufführungen damaliger zeitgenössischer Werke abzudecken. Am 30. Oktober 1900 schließlich gab der neue Klangkörper unter Ferdinand Löwe sein offizielles Debüt im Großen Saal des Wiener Musikvereins.

Gleich in den ersten Jahrzehnten seiner Existenz brachte das Orchester eine Reihe an heute so selbstverständlich im Repertoire verankerten Werken wie Anton Bruckners Neunte Symphonie, Arnold Schönbergs Gurre-Lieder, Maurice Ravels Konzert für die linke Hand und Franz Schmidts Das Buch mit sieben Siegeln zur erstmaligen Aufführung.

Zu Beginn der 1930er Jahre erhielt das Orchester seinen noch heute gültigen Namen: als nunmehr Wiener Symphoniker feierte man unter dem damaligen Orchesterchef Oswald Kabasta bei großen England- und Italien-Tourneen erstmals auch international Erfolge. Seine bewegte Geschichte kann man nicht nur an den Namensänderungen des Ensembles ablesen. Konnte im Ersten Weltkrieg die Auflösung des Orchesters nur durch die Fusion mit dem 1913 gegründeten „Wiener Tonkünstlerorchester“ verhindert werden, so kam es 1944 tatsächlich zur Stilllegung für immerhin acht Monate.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Orchester unter denkbar schwierigen Bedingungen wieder ins Leben gerufen: am 16. September 1945 erklang Mahlers 3. Symphonie im Rahmen eines „Festkonzerts zur Neubildung des Orchesters“. Für die nach 1945 geleistete Aufbauarbeit zeichneten vor allem die damaligen Chefdirigenten Hans Swarovsky sowie Josef Krips maßgeblich verantwortlich.

Danach waren es die Chefdirigenten Herbert von Karajan (1950–1960) und Wolfgang Sawallisch (1960–1970), die das Klangbild des Orchesters entscheidend formten. In dieser Position folgten – nach kurzzeitiger Rückkehr von Josef Krips – Carlo Maria Giulini und Gennadij Roshdestvenskij. Georges Prêtre, formal von 1986 -1991 Chefdirigent des Orchesters, bevorzugte die Bezeichnung „Erster Gastdirigent“ für seine Tätigkeit. Danach übernahmen Rafael Frühbeck de Burgos und Vladimir Fedosejev das Orchester wieder in der offiziellen Position. Seit Beginn der Saison 2005-06 leitete Fabio Luisi als Chefdirigent die Wiener Symphoniker, sein Nachfolger ab 2014-15 ist der Schweizer Dirigent Philippe Jordan.

Als Gastdirigenten feierten zudem Stars wie Leonard Bernstein, Lorin Maazel, Zubin Mehta, Claudio Abbado, Carlos Kleiber oder Sergiu Celibidache viel beachtete Erfolge.

Die künstlerische Arbeit der Wiener Symphoniker ist durch eine große Zahl von hochwertigen CD-Produktionen dokumentiert.