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Weltmaschine : Österreich

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09:00 - 22:00
Literaturhaus Graz
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Ein Festival von Literaturhaus Graz und steirischer herbst ‘19.

Typisch Österreich? Welche literarischen Werke fallen einem dazu als erstes ein? Der Mann ohne Eigenschaften oder Die Letzten Tage der Menschheit? Karl Kraus hat die Aufführung seines Stückes einem Marstheater zugedacht. In der Fackel bezeichnete er Österreich als eine „Versuchsstation des Weltuntergangs“. Auch Robert Musil ging es in seinem Romanprojekt ursprünglich darum, die Ursachen des Ersten Weltkrieges zu verstehen. An dem, was gesellschaftspolitisch bis hin zum Zweiten Weltkrieg folgte, vermochte er das Buch dann nicht mehr zu Ende zu bringen.

Stimmt die These vom „Habsburgischen Mythos“? Ihr zufolge soll die österreichische Literatur über das Jahr 1945 hinaus im Trauma des Zusammenbruchs der Donaumonarchie verfangen sein. Viele Merkmale, die man der österreichischen Literatur bis heute zuschreibt, finden in dieser These Platz: Eine Rückbezogenheit auf die lange Geschichte des Landes. Ein Unwille, sich mit der aktuellen politischen Situation oder der jüngeren Vergangenheit auseinanderzusetzen. Eine starke Bezogenheit auf den sprachlichen Ausdruck. Eine Abkehr vom realistischen Erzählen bei gleichzeitiger Neigung zu avantgardistischen Verfahren und Selbstreflexion. Eine Vorliebe für barocke Großformen. Und nicht zuletzt: Eine spezifische Art und Weise des literarischen Ausdrucks, der zwischen Ernst und Ironie liegt und jenseits der Landesgrenzen (und manchmal auch innerhalb) nur schwer zu verstehen ist.

Haben diese Klischees jemals gestimmt? Oder war die Rede von den Seltsamkeiten der österreichischen Literatur und Kultur bis hin zu der weithin wahrgenommenen Ausstellung „Austria im Rosennetz“ (1996) nur eine Marketingstrategie, mit der es ab Beginn der 1970er Jahre erfolgreich gelang, österreichische Autorinnen und Autoren auf dem bundesdeutschen Markt als besondere Seltsamkeiten zu etablieren? Die Grazer Szene hat in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle gespielt.

Die Veranstaltung befragt das Funktionieren der Weltmaschine : Österreich und ist dabei selbst wie eine Maschine gebaut. Der zeitgenössischen österreichischen Literatur werden kleine Teile entnommen und in einen funktionalen Zusammenhang gebracht. Das Ding dreht sich und soll nie mehr zum Stillstand kommen. Genau diese Intention verfolgte auch der steirische Bauer Franz Gsellmann. Über Jahrzehnte hinweg arbeitete er an einem Ding, das später als Weltmaschine bezeichnet wurde. Getragen war die ganze Anstrengung von der Hoffnung, eines Morgens an dieser Maschine etwas zu finden, das sie in seiner Abwesenheit völlig allein produziert hätte.

Konzeption: Klaus Kastberger.
Installation Georg Lukács: Ekaterina Degot und David Riff mit Lívia Páldi.

Einzelne Programmpunkte siehe Webseite: www.literaturhaus-graz.at