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© Susanne Winkler

Kunstausstellung

Terra Nova. 70 Jahre Siedlung Siemensstraße

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Die Ausstellung „Terra Nova – 70 Jahre Siedlung Siemensstraße“ fragt nach den Stärken des sozialen Städtebaus und dem Konzept der Neuen Nachbarschaft. Sie wurde in enger Zusammenarbeit mit ZeitzeugInnen konzipiert, erzählt über Wohnkultur und Alltagsleben der 1950er-Jahre und ist in einer Duplexwohnung in der Scottgasse 5 zu sehen.

Eine Ausstellung zum sozialen Wohn- und Städtebau in Wien nach 1945
Die Siedlung Siemensstraße (1950–54) in Floridsdorf zählt zu den herausragenden Beispielen des sozialen Wohn- und Sädtebaus im Wien der Nachkriegszeit. Sie wurde international hoch beachtet und steht heute unter Denkmalschutz. Zum Zeitpunkt ihrer Errichtung war die Siedlung mit über 1700 Wohnungen die größte kommunale Wohnhausanlage Wiens.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Wohnungsnot in Wien dramatisch. Über 86.000 Wohnungen waren zerstört oder unbrauchbar. Floridsdorf als wichtiger Industriestandort war besonders betroffen. Um rasch den dringendsten Wohnbedarf zu decken, initiierte die Stadt neben dem regulären Wohnbauprogramm ein sog. Schnellbauprogramm. Bis 1954 wurden ca. 4.000 zusätzliche Wohnungen errichtet.

Viele der mehr als 1.700 Wohnungen sind als sogenannte Duplexwohnungen ausgeführt, Kleinwohnungen (ca. 30m²), die später ohne großen technischen Aufwand zusammengelegt werden konnten. Im Sinn der Forderungen des sozialen Städtebaus, der eine Trennung von Arbeit, Wohnen und Erholung anstrebte, wurde die Siedlung in der unmittelbaren Umgebung der großen Floridsdorfer Industriebetriebe mit großzügigen Frei- und Grünflächen angelegt.

Zudem bot die Siemensstraße den BewohnerInnen eine reiche Infrastruktur, wie Volksheim, Kindergarten, Kinderfreibad, Tröpferlbad und Ladenzeile.

Der Architekt Franz Schuster (1892–1972) plante die Siedlung nach dem aus dem angloamerikanischen Raum stammenden Konzept der „Neuen Nachbarschaft“. Diese sollte ein relatives Eigenleben der BewohnerInnen ermöglichen und unterschiedliche Wohnbedürfnisse berücksichtigen. Für Familien, Alleinstehende, Kriegsinvalide und Alte wurden eigene Haus- und Wohnungstypen entworfen, wie die „Heimstätte für alte Menschen“.

Franz Schuster baute bereits im Roten Wien (mit Franz Schacherl die Siedlung „Am Wasserturm“, X., 1923–1924 oder u.a. mit Margarete Schütte-Lihotzky und Adolf Loos den „Otto Haas-Hof“ im XX., 1924–1926) sowie den Montessori Kindergarten am Rudolfsplatz (I., 1929–31). 1926 übersiedelte er nach Frankfurt am Main, wo er als Mitarbeiter von Ernst May in einem der Zentren der architektonischen Moderne Europas wirkte. 1937 wurde er als Nachfolger von Josef Hoffmann an die Kunstgewerbeschule in Wien berufen. 1938 diente er sich den Nationalsozialisten willfährig an und beteiligte sich u. a. an Planungen zur Schleifung der Leopoldstadt. Dies tat seiner Karriere nach 1945 keinen Abbruch. Er behielt seine Stellung als Professor und wirkte maßgeblich am Wiederaufbau Wiens mit. Neben der Per Albin Hansson-Siedlung (X., 1947–51, gemeinsam u.a. mit Eugen Wörle und Stefan Simony) und dem Sonderkindergarten „Schweizer Spende“ (XV.) zählt die Siedlung Siemensstraße zu seinen Hauptwerken in dieser Zeit.