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© Peter Mochi

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Die Installation von Suellen Rocca im Grafischen Kabinett ist die letzte von der Künstlerin noch zu Lebzeiten konzipierte Ausstellung, die mit großem Respekt vor ihrem Werk posthum umgesetzt wurde. Neue Gemälde und Zeichnungen sind zusammen mit Bildern der vergangenen Dekade in einem installativen Setting zu sehen. Es besteht aus einem simplen Bett und einem Paravent und zitiert das künstlerische Vokabular Roccas. Die Präsentation der realen Gegenstände zusammen mit ihren bildlichen Darstellungen lässt die Grenzen zwischen Ausstellungsraum und Bildraum verschwimmen und fördert die Wahrnehmung, geradezu physisch in eine der Bildlandschaften eintreten zu können.

Suellen Rocca begann ihre langjährige künstlerische Tätigkeit in den 1960er-Jahren als Mitglied der Chicagoer Künstlergruppe Hairy Who. Die sechs Mitglieder waren eng mit der School of the Art Institute of Chicago verbunden und wurden zu den Chicago Imagists gezählt. Im Gegensatz zur nüchternen Strenge des Minimalismus und zur kühlen Distanziertheit der Pop Art, die zeitgleich an der Ostküste vorherrschten, entwickelten diese eine schrill-figurative Ästhetik, die von der Art Brut und dem Surrealismus beeinflusst war. Roccas Werk kennzeichnet eine eigenständige, persönliche Bildsprache, an deren Erweiterung die Künstlerin beständig arbeitete. Text und repetitive Bildzeichen, die von vielfältigen visuellen Einflüssen zeugen – von ägyptischen Hieroglyphen über den Surrealismus, indigene Kunst, Bilderbuchillustrationen und bebilderte Kataloge bis hin zu Comics – sind vielfach einem (unsichtbaren) Raster folgend auf der Bildfläche organisiert.

In den zwei ausdrucksstarken, dynamischen Gemälden Departure (2012) und Sunset (2013) mit ihren leuchtenden und kontrastierenden Farben ist das zentrale Motiv jeweils ein Torso inmitten einer Wasserlandschaft, in der sich Fische und Wasserschlangen tummeln. Fließende Linien lassen den Torso und seine Umgebung optisch miteinander verschmelzen. Während die Bilder zu pulsieren scheinen, deutet ihre Symbolsprache an, dass alles im Wandel ist und zu entgleiten droht. Im Gemälde Night (2014) hingegen herrschen statt leuchtenden Farben dunkle vor. Wieder steht ein Torso im Zentrum, der sich allerdings nicht mehr mit seiner Umgebung verbindet, sondern nun eine in sich geschlossene Form aufweist, die als Behälter für eine Art innere Landschaft dient – ein Motiv, das auch in den aktuellen Arbeiten wieder auftaucht. Die Darstellung der Vögel in einem Baum, der sich wie ein Gefäßsystem über einem leeren, in der Armbeuge ruhenden Boot verästelt, lässt sich als Bild des Ankommens lesen.

Suellen Roccas jüngste Bilder (die aufgrund des überraschenden Ablebens der Künstlerin ohne Titel blieben) weisen wieder die geschlossene Form des Torsos auf, mit in meditativer Pose vorne gefalteten Armen. Ein Gemälde mit hellgrünem Torso scheint Unruhe und Turbulenzen zu thematisieren, wirbeln doch Betten, Sessel und anderes häusliches Mobiliar wild durcheinander, während sich im Hintergrund Hände aus Wolken strecken. Im Gegensatz dazu bietet der in rosa gehaltene Torso in einem anderen Bild Platz für symbolhafte Körper und leere Betten in uterusartigen Blasen, die wechselweise und ebenmäßig auf der Fläche verteilt sind und ein sich wiederholendes Muster bilden. Dieses Gemälde strahlt einen Eindruck von Ruhe und Frieden aus, als würde sich ein Kreis schließen. Die gedämpfte Farbgebung verstärkt die ruhige Stimmung.

Roccas Bildsprache spiegelt verschiedene Lebensumstände und -themen wider – Glück ebenso wie Herausforderungen und Schwierigkeiten, die es zu überwinden galt – und wandelte sich folglich mehrfach mit diesen Brüchen und Veränderungen im Privaten. Typisch für ihr buntes Frühwerk sind Bildelemente wie Palmen, tanzende Paare, Handtaschen und Schmuck als Ausdruck einer glücklichen und unbeschwerten Zeit. Während die Künstlerin in den 1960er-Jahren ihr Augenmerk auf romantische Gefühle, die weibliche Sexualität und häusliches Leben legte, richtete sich ihr Blick im letzten Jahrzehnt zusehends nach innen. In dieser Phase der Introspektion zeigte die Künstlerin ein großes Interesse am Unbewussten und inkludierte Bilder aus Träumen in ihre Arbeiten, die verschiedene Seinszustände repräsentieren. Die Präsentation ihrer jüngsten Malerei zusammen mit Gemälden der letzten Jahre führt noch einmal einen bedeutenden Wandel in der Bildsprache, Stimmung und Farbgebung ihrer Arbeit vor Augen.

Neben dem Konzept für ihre Ausstellung hat Rocca auch an einem Künstlerbuch mit weiteren Zeichnungen und Skizzen gearbeitet, das die Secession ihrem Entwurf entsprechend im Format eines Leporellos herausgibt.




Suellen Rocca, geboren 1943 in Chicago, gestorben im März 2020. Neben ihrer künstlerischen Praxis war sie Director of Exhibitions und Kuratorin der Elmhurst College Art Collection in Elmhurst, Illinois.