Kunstausstellung

Sophia Süßmilch - Bei Langeweile öfter mal das ABC aufsagen

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Sophia Süßmilch ist ein sich selbst erregender Zustand, eine Störung der patriarchalen Besinnlichkeit. Sie pflügt eine Schneise durch seriösen Diskurs und connaisseurhaftes Kunstinteresse. Die Betriebstemperatur ihrer Kunst liegt im roten Bereich, doch sie verglüht nicht. Ihre Bilder und Zeichnungen drängen sofort an die Öffentlichkeit – komplex oder simpel – Hauptsache permanenter Output! Stillstand wäre Sterben. Ihre Realisierungsvehemenz ist ihr „I am still alive“.

Ihr malerisches Werk hat Affinität zu Kinderbuchillustrationen. Deutlich wird dies in den Vorlieben für das fleischliche Rosa und das Himmelblaue. Die klar umrissenen, linearen Formen werden zumeist mit monochrom farbigen Flächen koloriert. Sophia Süßmilch liebt das Plakative. Sie vereinfacht ohne Skrupel komplexe Psycholandschaften zu lauten Abenteuerspielplätzen. Ihre gremlinartigen kleinen Menschenmonster sind Grenzgänger zwischen Gut und Böse. Durch die fröhlich-bunten Oberflächen hindurch strahlen jedoch die latent aggressiven und triebhaften Obsessionen der Erwachsenenwelt des Hier und Jetzt.

Es ist nicht die elaboriert poetische Maurice-Sendak-Welt, sondern ein Territorium, in dem die richtig bösen Kerle wohnen. Ihre Kerl/innen grinsen hämisch und sind beschwert mit omnipräsenten Geschlechtsteilen, einem No-Go in der Kinderbuchwelt. Bei den Männern zeigt sich Sexualität als bemitleidenswerte Bürde, bei den Frauen fruchtbarkeitsgöttinnenhaft verspielt. Süßmilchs Frauen sind fröhliche Kannibalinnen, vermutlich fressen sie mit ihren großen Zähnen am liebsten paternalistische Männer. Sophia Süßmilch schafft ein anarchistisch abgedrehtes, ein ausgelassenes Matriarchat und eine dystopische Welt der männlichen Lächerlichkeit.

In ihren Performances und Fotografien ändert sich der ästhetische Ausdruck, eine realistische Körperlichkeit und damit eine skulpturale Präsenz tritt an die Stelle des bunten Kosmos. Ihre Kunst wird unmittelbarer, fordernder und schonungsloser, sie wirkt provokativer. Ihr Körper ist nun das Werkstück, das sie bearbeitet, verändert, beschriftet, bemalt oder beklebt, exhibitionistisch benutzt, voodoomäßig verwünscht oder sexuell nobilitiert. Obwohl sie auch in diesen Arbeiten zum schrillen Clown – mit einem hohen Maß an Selbstironie – mutieren kann, bleibt beim Betrachten das Lachen des Öfteren im Halse stecken. Es ist sehr oft Süßmilchs eigene Biografie, aus der ihre Kunst schöpft. Bei der Umformung der familiären Geschichte zur Kunstform wird ihre Mutter manchmal ihre Co-Performerin, sie ist dann ihr zweites Werkstück. Nun schlüpft Sophia Süßmilch in die Rolle des Kindes und ihre Arbeiten erscheinen wie Psychoanalyse-Sitzungen, in denen Patient/in und Therapeut/in verschmelzen.