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Theater

Reigen

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Tyrannei der Wahl: Was suchen wir, wenn wir uns durch Tinder wischen? Die große Liebe? Schnellen Sex? Der nächste Kick ist nur einen Klick entfernt …

Zehn Dialoge von Arthur Schnitzler.

Auf ein Match folgt das nächste: Zehn Menschen treffen aufeinander, sich suchende und verfehlende, miteinander, und doch getrennt voneinander lebende, und so verschieden sie sind, Angehörige unterschiedlicher Klassen, sind sie doch einander gleich in der Gier nach dem schnellen Kick, der ein Entkommen aus der Leere des Daseins verspricht. Manchen kommt bang die Frage »Liebst du mich?« über die Lippen – ein Verlangen nach Versicherung, die doch so fadenscheinig ist wie die Auskünfte, die man einander gibt. Any wipe can change your life?

Erstaunlich, wie dieses Meisterwerk der Moderne das Prinzip Tinder, Parship und Co. vorwegnimmt – Zentralorgane der Wiederholbarkeit des Unwiederholbaren im 21. Jahrhundert. Geschrieben schon 1896/97, uraufgeführt 1920 in Berlin und danach 60 Jahre gesperrt, überführt Schnitzlers Reigen die große Unordnung zwischen Menschen, das gestörte Gleichgewicht von Liebe und Sex, in ein szenisches Rondo, das nichts von seiner Kühnheit und Schärfe, seinem Witz, seiner exakten Diagnose der Störungen in der zwischenmenschlichen Kommunikation eingebüßt hat. Die »Wahrheit«, die in der einen Szene gesagt wird, entpuppt sich in der nächsten schon als Lüge, das im Dialog, in den Körpern Verheißene gibt es nur als Erwartung, die Gedankenstriche, die Kopulation, in die Sprache jedes mal aufs Neue abstürzt: die große Vergeblichkeit.

Mit Reigen debütiert der mehrfach ausgezeichnete serbische Regisseur Miloš Lolić, der mit aufregenden Deutungen von Stücken von Robert Musil, Peter Handke, Wolfgang Bauer oder Werner Schwab erfolgreich ist und u.a. in Wien, München, Basel und Frankfurt inszeniert, in Klagenfurt.