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Judith Fanto - Viktor

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„Meine Großmutter kam zur Welt, an dem Tag an dem Gustav Mahler starb. Kaum sieben Jahre nach dem Tod Dvoraks und im Frühling als Stravinsky’s Pertoeskja Premiere feierte.“

So beginnt das literarische Debut von Judith Fanto: die Geschichte von Geertje, welche sich auf macht, Viktor Rosenbaum, den geheimnisvollen Bruder ihres Großvaters zu suchen. Wenige Dokumente bezeugen seine Existenz, darunter einen Deportationsbeschluss mit dem Siegel der Gestapo, welches ihn in seinen grauenvollen Tod in Minsk im Jahr 1942 führen würde.

„Was den Rest angeht, so mußte ich gegen den Widerstand meiner Großeltern an arbeiten, überhaupt über Viktor zu sprechen. Gegen ihr offensichtliches Unbehagen und Besorgnis vor möglichen Familiengeheimnissen meines unbekannten Großonkels, der mir eigenartigerweise viel vertrauter war als all die anderen toten Familienmitglieder, über die ständig gesprochen wurde – vielleicht nur, weil er grüne Augen hatte, wie ich.“

Im Wechsel zwischen dem turbulenten Wien der ersten- und dem studentischen Nijmegen der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts erscheint das Bild einer talentierten und bunten jüdischen Familie, die unter der Bedrohung durch den Antisemitismus und der vorrückenden Todesmaschinerie Hitlers vor absurde Entscheidungen gestellt wird.

In sechs Kapiteln – jedes mit eigenem Leitmotiv wie eine Mahler-Symphonie in Worten – beschreibt Fanto den Einfluss der Weltpolitik auf die unwiderruflichen Wendungen einer Familiengeschichte. Im Lichte eines komplexen Familiencodes, einer komplizierten Sammlung von familiären Ge- und Verboten, welche die Familie in der Zeit nach Verfolgung und Unterdrückung zusammenhält, entsteht eine tiefe Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten, obwohl sie sich im Leben niemals begegnet sein.

Viktor ist mehr als ein Buch über die Problematik der ‚zweite und dritte Generation‘ und die Einwirkung drückenden Familienwerten auf die Bildung der eigener Identität. Auf liebevolle Art, mit Humor und einem Hauch Wiener schmäh schreibt die Autorin über die Wirkung des Nahmes auf Jemandes Schicksal, die Unterschied zwischen geboren werden und zur Welt kommen und die relative Bedeutung von Wahrheit und Lüge. Auf ihre authentische Weise wagt Fanto es empfindliche Fragen zu stellen, ohne dabei sich selbst zu sparen. Denn wer gehört eigentlich den Holocaust? Und vor allem: wer ist Judith ohne ihre Judentum?
https://www.judithfanto.nl/

Judith Fanto ist Juristin Medizinrecht. Sie unterrichtete zukünftige Ärzte und Pflegerinnen während Ihrer Ausbildung über das Recht der Patienten und Krankenhaüser, Paramedizinische Ordinationen und Psychiatrische Anstalten beriet sie bei der Implementierung Medizinischer Gesetzgebung.

Sie publizierte Medizinrechtliche Artikel in Fachzeitschriften und schrieb einen Beitrag für das Buch Recht voor Verpleegkundigen (Recht für Krankenpflegen).

Nach einem Umschwung zur Journalistik war sie eine der Gründer des Glossy Magazin Eigen! und wurde Chefredakteur. Sie gründete die Stiftung Joods Apeldoorn (Jüdisch Apeldoorn) und war intensiv betätigt bei der Veranstaltung des Joods Cultureel Festival (kulturell-Jüdisches Festival). In 2008 schrieb sie Een bundel Kracht (ein Bündel der Kraft), eine literarische Wiedergabe von dreißig Gesprächen über Krebs. Nach zahllosen Tätigkeiten auf der Schneide von Kommunikation und Recht rief Judith mit Ihrem Lebenspartner Thomas die Stiftung OPA ins Leben. Diese Stiftung bietet Kindern und Jugendlichen mit komplexen psychiatrischen Problemen während der Schulferien reizarme Aktivitäten in der freien Natur. Thomas und Judith haben drei prächtige Kinder von denen zwei autistisch sind. Der 13te Stamm ist der Debütroman von Judith Fanto.