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© Barrios Martinez

Theater

Isis

Showtimes

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19:00 - 23:59
Theater an der Wien

Eine Tragédie en musique in fünf Akten (1677), mit Musik von Jean-Baptiste Lully.

Schon wieder hat Jupiter für sich ein Objekt der Begierde ausgemacht, die schöne Nymphe Io. Ihre Auserwähltheit bleibt nicht lange geheim: Ihr Verlobter Hiérax beklagt schon ihre Untreue, bevor etwas passiert ist, aber obwohl Jupiter seine glanzvolle Macht und Größe vor ihr ausbreitet, lehnt Io seine Anträge ab. Das nützt ihr aber nichts, denn Juno, Jupiters nicht grundlos permanent eifersüchtige Gemahlin, hat ebenfalls Wind von der neuesten Schwärmerei ihres Mannes bekommen und will die Rivalin auf jeden Fall ausschalten. Jupiters Vernebelungstaktiken greifen nicht, Juno bringt Io in ihre Gewalt und setzt sie schrecklichen Qualen aus: Sie muss, von Furien verschleppt, in der kältesten Zone der Erde beinahe erfrieren, in der heißesten fast zerschmelzen. Als Io an Ägyptens Mittelmeerküste angespült wird, ist sie fast tot. Nun greift Jupiter endlich ein, er versöhnt sich mit Juno und macht Io unsterblich: Aus der Nymphe wird die ägyptische Göttin Isis.

Diese personenreiche Tragédie en musique mit dem obligatorischen, den Königverherrlichenden Prolog und fünf abwechslungsreichen Akten, war die fünfte Zusammenarbeit zwischen Jean-Baptiste Lully und dem Dichter Philippe Quinault, aber Isis blieb stets eine der unbekanntesten Opern der beiden, was nicht unbedingt an der musikalischen Qualität liegt. Sie erhielt sogar den Beinamen „Die Oper der Musiker“: Die Instrumentierung ist besonders farbig und fantasievoll, die Partitur birgt zahlreiche Schätze, so die Verzweiflungsarie der Io, „Terminez mes tourments“, den geradezu revuehaften dritten Akt, in dem die Geschichte von Pan und Syrinx wie eine Oper in der Oper als Spiegelung der Haupthandlung gezeigt wird und die Schilderung der Qualen von Io im vierten Akt. Der „Choeur des Trembleurs“, der vor Kälte Zitternden, soll Vorbild für Purcells „Frost Scene“ in King Arthur gewesen sein. Trotzdem war Isis ein Reinfall und beendete die Karriere des genialen Duos Lully/Quinault, denn sie waren zu dreist geworden: Das Libretto barg eine unmissverständliche Anspielung auf die aktuelle Konkurrenz zweier Mätressen Ludwigs XIV. Der König war nicht erfreut, und Isis sowie weitere Arbeiten Quinaults waren bei Hofe nicht mehr erwünscht.