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Kunstausstellung
Theater

Gesprächsperformance: Den Elefanten berühren

Showtimes

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Praktiken und Politiken der sozialen Distanzierung.

Eine Gesprächsperformance in der Ausstellung … von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden

Mit Katalin Erdődi, Vlatka Frketić, Dan Christian Ghattas, Ursula Hofbauer, Araba Evelyn Johnston-Arthur, Jet Moon, Marika Schmiedt, KT Zakravsky/ZAK RAY

Konzept und Moderation: Persson Perry Baumgartinger und Andrea Hubin

In der letzten Woche der Ausstellung … von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden laden wir zu einer Gesprächsreihe mit Teilnehmer*innen aus Aktivismus, Kulturproduktion, Denkpraxis und Performance, um uns dem Begriff des „Social Distancing“ aus verschiedenen Blickwinkeln kritisch anzu„nähern“. Nicht nur wegen der verschiedenen Sicherheitsauflagen wird die Veranstaltung zu einer Versuchsanordnung im Sinne einer geteilten, also einer gemeinsamen wie auch zersplitterten, Erfahrung von Nähe und Distanz. Denn dass Kunstausstellungen soziale Orte sind und dementsprechend für Gespräche und kollektive Aktionen genutzt werden, war schon vor Corona keine Selbstverständlichkeit. Die Frage ist vielmehr: Stand der Babyelefant (= die österreichische Maßeinheit für Abstandsregeln) sprichwörtlich nicht schon immer im Raum – und zwar nicht nur im Kunstfeld? Müssen wir nicht eher davon ausgehen, dass „Social Distancing“ für viele Gesellschaftsgruppen schon länger eine Alltagserfahrung ist?

Diese Fragen stellen sich auch in Bezug auf die aktuelle Verwendung des Begriffs „Social Distancing“: „Sozial-Sein“ braucht nicht unbedingt physischen Kontakt, Berührung oder Nähe im Hier und Jetzt. Allerdings drücken sich Ungleichheit und Machtverhältnisse auch als räumliche Konstellationen aus; so schreibt der Soziologe Richard Sennett: „In der alltäglichen Erfahrung wird aus ökonomischer Ungleichheit soziale Distanz.“ Praktische Schwierigkeiten bei der Einhaltung der behördlichen Vorschriften und der Befolgung von Präventivmaßnahmen treffen so in vielen Fällen von der Mehrheitsgesellschaft bereits marginalisierte Gruppen. Und sogenannte „Risikogruppen” sind oft nur zu gut mit der Notwendigkeit vertraut, sich zurückzuziehen und gutgemeinte Einladungen dankend abzulehnen, wenn soziale Räume nicht nach den Anforderungen für ihr Wohlergehen modelliert sind. Der Technokulturtheoretiker Nishant Shah spricht davon, dass das Versprechen der Intimität auch eine Drohung sein kann – und meint damit, dass Nähe und Berührung weder notwendigerweise safe spaces generieren noch frei von Privilegien und Macht sind.

Die Gespräche wollen diese politischen Zusammenhänge, in denen sich Strukturen des Ausschlusses und der Ungleichheit als Distanz ausdrücken, in den Blick nehmen und individuelle Reaktionsmöglichkeiten in Form von Abstands-Praktiken zwischen Selbstverteidigung und Selbstermächtigung diskutieren.

Alle Gespräche finden IN der Ausstellung am Raum-der-Fragen-Tisch statt, dennoch wird auf ein Gruppengespräch bewusst verzichtet. Jeweils zwei Gesprächspartner*innen nehmen am Tisch Platz, internationale Gäste werden über Zoom zugeschaltet. Das Publikum kann sich seinen Platz im Raum frei suchen, durch die Ausstellung wandern oder die Gespräche ausschließlich per Stream konsumieren sowie vor Ort über einen ausgewählten Kanal, ein Dosen-Telefon, Fragen einbringen.

„Ein echtes Gespräch ist […] erst ab einer Entfernung von sieben Metern möglich”, sagt der Stadtplaner Jan Gehl. Welche Spielräume, Verstecke und Dehnbarkeiten hält diese Kontaktzone bereit?

Termine:
Mittwoch, 30/9 2020, 14–18 Uhr
Donnerstag, 1/10 2020, 14–18 Uhr

Veranstaltung in deutscher und englischer Sprache, mit Live-Stichwort-Übersetzungsprotokoll

Eintritt frei

Wir bitten um Anmeldung unter: [email protected]