Theater

Florian Malzacher - Gesellschaftsspiele: The Art of Assembly III. Assemblism

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19:00 - 23:59
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Über die Reihe The Art of Assembly. Vorträge, Gespräche, Online-Plattform.

Zahlreiche Theatermacher*innen und Künstler*innen haben sich in den letzten Jahren von dem Konzept und der performativen Realität der Versammlung inspirieren lassen und Prozesse, Parlamente, Kongresse, Gipfeltreffen und Versammlungen in White Cubes und Black Boxes, auf Bühnen und im öffentlichen Raum kreiert, inszeniert und initiiert. Doch das Verhältnis zwischen theatraler und politischer Repräsentation bleibt kompliziert. Was sind die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der physischen Präsenz in einer Kunstinstitution und beispielsweise auf einem besetzten Platz? Die 12. Ausgabe von The Art of Assembly befasst sich mit der oft produktiven, oft ambivalenten Beziehung zwischen Kunst und Aktivismus und lädt dazu drei sehr unterschiedliche Initiator*innen von Versammlungen ein: Der Theaterregisseur Milo Rau setzt in seinen Stücken auf Inszenierung und realistische Darstellung, während er für seine Tribunale und Prozesse so genannte "symbolische Institutionen" erfindet; die School of Restistance nutzt theatralische Settings, versteht sich aber als aktivistisches, nicht als künstlerisches Projekt; und die Aktivisten Isabelle Fremeaux und Jay Jordan glauben: Wenn man wirklich Politik machen will, muss man die Institution der Kunst verlassen und die aufständische Vorstellungskraft in das Alltagsleben der Bewegungen einbinden.

mit Jodi Dean (Politikwissenschaftlerin, New York) und Jonas Staal (Künstler, Athen/Rotterdam)

Ob in Tunis, Kairo, Madrid, Lissabon, in Athen, New York, London oder Istanbul, in Tokio nach Fukushima, inmitten von Niemeyers ikonischer Parlamentsarchitektur in Brasília, unter den Regenschirmen in Hongkong, auf den Straßen von Minneapolis: Die weltweiten sozialen Bewegungen der letzten Jahre waren immer auch geprägt von der Suche nach alternativen Formen des Versammelns, des Argumentierens und des Entscheidens, des Aushandelns von Gemeinschaft und Gesellschaft. Solche Versammlungen wirken nicht nur durch ihre Forderungen. Sie verändern die Realität oft bereits dadurch, dass sie radikalere Modelle von Demokratie praktizieren.

Auch innerhalb der Künste gibt es ein erneutes Interesse an Konzepten der Versammlung und am Erzeugen öffentlicher Räume, in denen die Gesellschaft nicht nur gespiegelt, sondern konsequent ausprobiert, aufgeführt, getestet, anders gedacht oder gar neu erfunden wird: Gerichtsverhandlungen über Kunstfreiheit, Religion und Zensur; Tribunale über Ausbeutung und Gewalt; Gipfeltreffen über Klimawandel oder Kulturpolitik; Parlamente, in denen diejenigen sprechen, die sonst zum Schweigen gebracht werden … Insbesondere das Theater ist zu einer Bühne für Versammlungen auf dem schmalen Grat zwischen Kunst und Wirklichkeit geworden, zu einer demokratischen Arena der radikalen Imagination.

Doch welche Zukunft hat die Idee der Versammlung nach Monaten eines Ausnahmezustands, der so ziemlich alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens aus dem Takt gebracht hat? Gesellschaftsspiele: The Art of Assembly bringt Protagonist*innen aus verschiedenen Bereichen von Kunst, Politik und Theorie zusammen, um über die Zukunft der Versammlung zu spekulieren – in einer Zeit, in der wir gelernt haben, wie flüchtig Gewissheiten sein können, und in der jede Form des physischen Miteinanders prekär geworden ist.