elodiegrethen-guarding-lions-10-2e16d0ba-fill-1440x612.jpg

© Elodie Grethen

Kunstausstellung

Elodie Grethen - Guarding Lions

Showtimes

Vergangene Showtimes

Öffnungszeiten:

Mo: Geschlossen
Di: 13:00 - 18:00 Uhr
Mi: 13:00 - 18:00 Uhr
Do: 13:00 - 18:00 Uhr
Fr: 13:00 - 18:00 Uhr
Sa: Geschlossen
So: Geschlossen

Mehr

Marizela hält einen gelben Blumenstrauß vor Nase und Mund, ihre braunen Augen auf die Kamera gerichtet. Mit kurzen, blauen Haaren und in Jeansjacke sieht auch Ehlimana Elma die Betrachtenden direkt an – es ist ein fordernder Blick. Das im Außenraum aufgenommene, frontale Porträt füllt das Bild aus, der Hintergrund bleibt unscharf. In anderen Fotografien blicken die Protagonist*innen zur Seite. Wo sie sich genau befinden, bleibt immer nebensächlich.

Für ihr Projekt Guarding Lionsfotografierte Elodie Grethen in Sarajevo lebende Menschen unterschiedlichen Genders und sozialer Herkunft. Die Fotoserie thematisiert Gleichberechtigung und Widerstand und das Recht auf die Stadt (Henri Lefebvre, 1968). Über Social Media und Mundpropaganda knüpfte die Fotografin Kontakte mit Aktivistinnen, Künstlerinnen und Personen, die aufgrund ihrer Praxis, ihres Aktivismus, ihrer sexuellen Orientierung oder Genderidentität die traditionellen Muster der Geschlechterverteilung in der Nachkriegsgesellschaft von Bosnien und Herzegowina in Frage stellen, und porträtierte sie an Orten ihrer Wahl. Diskriminierung und Gewalt prägen den Alltag der LGBTQ-Bewegung in dem Land am Balkan, das von Nationalismus und konservativ patriarchalen Stereotypen geprägt ist.

Ihre Porträts mischt Grethen frei mit Stillleben, die momenthaft wirken. Die atmosphärischen Bilder sind nicht als konkrete Orte erkennbar, vielmehr wecken sie im Nebeneinander mit den Porträts Assoziationen. Elodie Grethen erforscht durch ihre Fotografien die Beziehung der Porträtierten zu ihrem Umfeld. Wem gehört die Stadt? Gibt es Safe Spaces? An welchem Ort fühlst du dich wohl? Die Bildbeschriftungen, die in der Ausstellung als kleine Textkärtchen bei den Arbeiten platziert sind, wurden von den Porträtierten selbst verfasst. In eigenen Worten definieren sie sich, ihre Situation oder ihr Umfeld und prägen somit die Bildaussage mit. Das Fotoprojekt wird dadurch auch zu einem Mittel der Selbstbestimmung.

Die Fotografien verdichten sich zu einem vielschichtigen Porträt einer Community und ihrem Recht auf die Stadt. Durch ihre Zusammenstellung in der Ausstellung wird Guarding Lionszu einem Safe Space, einer inklusiven Umgebung ohne Diskriminierung. Noch ist es ein imaginärer Zufluchtsort, der keine Umsetzung im öffentlichen Raum von Sarajevo findet. Elodie Grethen trägt mit den Mitteln der Kunst dazu bei, sichtbar zu machen, was endlich sichtbar werden muss. (Text: Sophie Haslinger)