sujet-die-reise-c-mirjam-staengl-web.jpg

© Mirjam Stängl

Theater

Die Reise. Ein Trip

Österreichische Erstaufführung
Eine Produktion von tangent.COLLABORATIONS
in Koproduktion mit dem Théâtre National du Luxembourg, in Kooperation mit WERK X-Petersplatz
Inszenierung: Kathrin Herm

Bernward Vesper, gerade von Gudrun Ensslin für Andreas Baader und überhaupt von allen guten Geistern verlassen, setzt sich an den Schreibtisch und verfasst eine Art Tagebuch. Einen uferlosen Brief an den Vater, den Nazi-Dichter Will Vesper. Und an den eigenen Sohn. Auf diese Weise entsteht einer der radikalsten Texte des 20. Jahrhunderts: Die Reise, erschienen 1977, sechs Jahre nach Vespers Selbstmord, ist kein Roman, kein Essay, keine Chronik, keine Beichte — der Fragment gebliebene Großtext, „ein Spiel zufälliger elektrischer Ströme auf meiner Großhirnrinde“, ist all dies zusammen. Vesper, der lieber einen Frontalunfall baut als stillzustehen, begibt sich im Rausch auf einen Roadtrip durch Europa, eine Reise zu sich selbst. Das Sein und das Schreiben erscheinen als ständiger Akt der Selbstvergewisserung, Literatur-Performance und Performance-Literatur. Sprachgewaltig behauptet er die Revolte gegen den faschistischen Vater, ohne sich je wirklich emanzipieren zu können. Stattdessen verstrickt sich Vesper immer tiefer in die Abhängigkeit von einem bürgerlichen System, das er eigentlich bekämpfen will. Befreiung findet er allein im Tod.
tangent.COLLABORATIONS geht mit Vespers „Romanessay“ auf die Reise und macht dieses Monster von einem Text mit drei Schauspieler*innen in einer multimedialen Bühnenperformance erfahrbar. Verschiedenste Orte, Situationen und Zeitebenen verweben sich zu einem dichten Netz aus Kindheitserinnerungen, luziden wie megalomanen Gesellschaftsanalysen und bewußtseinsveränderndem Horrortrip. Denn: „Those who cannot remember the past are condemned to repeat it.“ (George Santayana)

Collaborators: Aleksandra Corovic (Performance), Florian Eschelbach (Produktion), Aaron Friesz (Performance), Kathrin Herm (Regie), Florian Hirsch (Dramaturgie), Robert Huschenbett (Performance), Pola Lia Schulten (Musik), Mirjam Stängl (Bühne & Kostüme), Tina Wilke (Video)
Fotocredit: © Mirjam Stängl
Aufführungsrechte: MÄRZ Verlag, Berlin nach Bernward Vespers DIE REISE. Ein Romanessay, herausgegeben von Jörg Schröder

Premiere: 06.02.2020
Weitere Vorstellungen: 08., 12., 13., 14. und 15.02.
Beginn: jeweils 20.00 Uhr, ausgenommen 08.02., Beginn 19.00 Uhr – Podiumsdiskussion im Anschluss „… denn wer nicht aufsteht, der bleibt liegen!“ an diese Vorstellung, u. a. mit Kathrin Herm, Gabriele Rollnik, Alfred J. Noll, Moderation: Walter Famler

Reservierungen: [email protected]
Reservierungszeiten: Di 17-19 Uhr, Mi-Fr 11-14 Uhr unter +43 1/ 962 61 10 -15
Online-Tickets: https://bit.ly/2PcKIZG




„…denn wer nicht aufsteht, der bleibt liegen!“
Diskussion: Bernward Vespers „Die Reise“ 1977 - 2020
Eine Kooperation von tangent.COLLABORATIONS, WERK X-Petersplatz und Alte Schmiede Kunstverein Wien

Was kann uns Vespers Radikalromanessay 2020 — 50 Jahre nach Gründung der RAF — erzählen? Über die bleierne, noch tief vom Nationalsozialismus durchdrungene Nachkriegszeit, über den Deutschen Herbst und den bewaffneten Kampf— und die Gegenwart? Welche Lehren ziehen wir aus der Revolte der so genannten 68er? Was ist ihr Erbe? Wie gehen wir damit um? Und mit ihrem — teilweisen — Scheitern? Gibt es heute noch eine Vision von einem Leben jenseits der Bürgerlichkeit? Und welche Rolle spielt dabei die Literatur?
Über diese Fragen, Vespers uferlosen „Trip“ und dessen neue performative Bühnenadaption von tangent.COLLABORATIONS im WERK X-Petersplatz diskutieren im Anschluss an die Vorstellung am 8. Februar die Regisseurin Kathrin Herm, Gabriele Rollnik, ehemaliges Mitglied der „Bewegung 2. Juni“, der Jura Professor und ehemalige Nationalratsabgeordnete Alfred J. Noll u.a., Moderation: Walter Famler, Journalist, Autor und Generalsekretär des Kunstvereins „Alte Schmiede“.

Am 08.02.2020
Beginn: 21.00 Uhr
Eintritt frei!