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Theater

Biedermann und die Brandstifter

Der ungarische Regisseur Viktor Bodó, bekannt für seine phantastisch-absurden Projekte (wie am Volkstheater zuletzt Klein Zaches – Operation Zinnober), inszeniert Max Frischs pyromanische Parabel auf unsere Ängste, derer wir nicht Herr werden.

Aufhängen sollte man sie! Galgen her für das Gesindel! Da ist man eine Seele von Mensch und lässt die Halunken ins Haus und gibt ihnen Brot und Käse und einen Platz zum Schlafen, und dann zünden sie einem das Dach überm Kopf an!

Mehr Vertrauen. Das wünscht sich Gottlieb Biedermann. Ein bisschen mehr Vertrauen auf der Welt, das kann doch nicht so schwer sein, Herrgottnochmal! Also geht der wohlhabende Unternehmer mit gutem Beispiel voran und lässt einen obdachlosen Fremden in seine Villa. Der Fremde heißt Schmitz, ein grobschlächtiger Mann mit schlechten Manieren, für die er sich ständig auf das Höflichste entschuldigt. Schmitz bekommt eine warme Mahlzeit und darf am Dachboden übernachten. Ein Akt der Nächstenliebe, eine Geste des Vertrauens, denn Brandstifter gehen um in der Stadt. Sie geben sich als Obdachlose aus und fackeln dann die Villen ihrer Opfer ab. Schmitz ist verdächtig, sein Kumpel Eisenring auch. Der zieht tags darauf bei Biedermann ein und schleppt fässerweise Benzin auf den Dachboden. Biedermann hat Angst, aber was soll er machen? Sich wehren? Alarm schlagen? Herrgottnochmal, man muss doch in Frieden leben dürfen als rechtschaffener Bürger! Später im Himmel wird Gottlieb Biedermann sagen, dass er auf Erden nur einen einzigen Fehler hatte: Er war zu gutherzig.