adrian-paci.jpg

© Adrian Paci

Diverses

Adrian Paci - Kunst, Kaffee & Kipferl

Showtimes

Vergangene Showtimes

10:30 - 23:59
Kunsthalle Krems

In der Kunsthalle Krems zeigt Paci Werke, die besonders den Verlust von Gemeinschaften thematisieren, z.B. die neue Videoarbeit Interregnum. Er schneidet Archivmaterial von Trauerfeiern der „großen“ Diktatoren des 20. Jahrhunderts wie Mao, Stalin u.a. zusammen – ein kaum vorstellbares Dokument momentaner menschlicher Trauer, die in erster Linie aus dem geahnten Verlust der bestehenden Gemeinschaft genährt wird.

Flüchtlinge lassen ihre Heimat, ihre Freund/innen, Verwandte, oft die ganze Familie zurück, weil sie für sich keine Zukunft sehen, dort, wo sie lebten. Sie gehen ins Ungewisse, ins Fremde, ohne die eigene Sprache, ohne die Gemeinschaft von Familie und Freund/innen. Eine drastische Veränderung der Existenz voller Unsicherheiten beginnt.

Emigration, das Verlorensein in einer fremden Welt, der Verlust von Gemeinschaften, die Suche nach neuer Identität und die Sehnsucht nach dem Verlorenen und den Verlorenen sind zentrale Themen im Werk des albanischen Künstlers Adrian Paci. Dafür schafft er ikonische, starke Bilder, Videos und Skulpturen. In der frühen Videoinstallation Apparizione (2001), die kurz nach seiner Emigration aus Albanien Ende der 1990er-Jahre entstand, filmt er seine kleine Tochter, wie sie in Italien versucht, ein albanisches Kinderlied zu singen. Auf einer zweiten, gegenüberliegenden Projektion sieht man die in Albanien zurückgebliebene Familie, wie sie ihr gemeinsam dabei hilft, die Verse des Liedes zu vervollständigen – einfach und eindrücklich zugleich. Eine seiner bekanntesten Arbeiten, ein Schlüsselwerk für das aktuell so brisante Thema der Migration, Centro di Permanenza Temporanea (2007), zeigt einprägsam, präzise und verständlich das Dilemma des Nichtgewolltseins und die Verlorenheit der Gehenden.

In der Kunsthalle Krems zeigt Paci Werke, die besonders den Verlust von Gemeinschaften thematisieren, z.B. die neue Videoarbeit Interregnum. Er schneidet Archivmaterial von Trauerfeiern der „großen“ Diktatoren des 20. Jahrhunderts wie Mao, Stalin u.a. zusammen – ein kaum vorstellbares Dokument momentaner menschlicher Trauer, die in erster Linie aus dem geahnten Verlust der bestehenden Gemeinschaft genährt wird. Die Ausstellung hat einen retrospektiven Charakter und spannt einen Bogen über die frühen Arbeiten der 1990er-Jahre bis zu ganz aktuellen, zum Teil für die Ausstellung entwickelten Werken. Im Video Prova z.B. geht er von seinem älteren Werk Turn on (2004) aus und arbeitet mit denselben Protagonisten, Arbeitssuchenden aus Shkodër in Albanien, weiter. Neben einer Reihe von Videoarbeiten zeigt Paci auch Zeichnungen und Malerei, sowie die ikonische Skulptur Home to Go (2001).

Adrian Paci wurde 1969 in Shkodër in Albanien geboren. Er emigrierte in den späten 1990er-Jahren nach Mailand, Italien. Paci lebt und arbeitet heute in Mailand und Shkodër. Adrian Paci war zweimal Vertreter Albaniens auf der Biennale in Venedig, 1999 und 2005. Er hat international in großen Ausstellungshäusern wie dem MoMA PS1 in New York, dem Folkwang Museum in Essen und dem Jeu de Paume in Paris ausgestellt.

Kurator: Andreas Hoffer