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© Patrick Schabus

Kunstausstellung

Abyssal Bridgebuilders Guild / In search of a possible shore

Showtimes

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Öffnungszeiten: Mi. - Fr. 15/00 bis 18/00
oder by appointment +43 681 8193 9710

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Mo: Geschlossen
Di: Geschlossen
Mi: 15:00 - 18:00 Uhr
Do: 15:00 - 18:00 Uhr
Fr: 15:00 - 18:00 Uhr
Sa: Geschlossen
So: Geschlossen

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Patrick Schabus arbeitet an der Schnittstelle zwischen Vergangenheitsaufarbeitung und Science Fantasy. Die Welt an der er schreibt und die er durch seine Arbeiten darstellt, reflektiert politische und soziale Ereignisse aus unserer Welt. Statt Menschen sind es phantastische Wesen und Welten in denen Themen wie die Tradierung von Traumaerfahrungen oder hauntologischen Verdrängungsideologien diskutiert werden.

Diese Station seines narrativen Projektes thematisiert einen historischen Moment in der Historie der von Schabus erarbeiteten Phantasiewelt : Es ist just der Moment in dem die Globalisierung in jener Phantasiewelt einsetzt - die Abyssal Bridgebuilders Guild stellt dabei eine Gruppe von Organisationen dar durch die das Reisen zwischen verschiedenen Welten ermöglicht wurde.
Dies ist der Beginn sowohl von Industrialisierungsprozessen als auch die Geburtstunde eines Imperialen Systems. Schabus verabeitet durch das Medium des Phantastischen jene politischen Ereignisse die und auch in unserer Welt immer wiederkehrend heimsuchen.

Kunst als Hoffnungswerkzeug:

Günther Anders schrieb in den 80er Jahren den letzten Jahrhunderts folgende Worte: „Das Zeitalter der Intermezzos hat aufzuhören. Die Wirklichkeit hat zu beginnen“.

Diese Sätze von
Anders gegen ein damals mögliches Untergangsszenario schrieb kann man getrost dem Anderschen Zusammenhang entreissen um sie im Sinne Walter Benjamins wie ein Werkzeug für andere Baustellen zu verwenden. Das damals über den Menschen baumelnde Damoklesschwert ist ad acta gelegt worden, nun gibt es andere Gefahrenherde, weitere Gebiete der Utopie, die an die Realität abgetreten werden müssen und neue Traumata, die aus diesen Situationen hervorgehen. Schon das Wort „Utopie“ erhielt in den letzten Dekaden immer mehr an negativer Patina, kaum mehr wird es als neutraler Begriff benutzt, ja heutzutage scheint es nahezu als naiv, es überhaupt zu verwenden.

„Utopisch denken bedeutet heutzutage den Kopf in die Luft zu strecken wie der Vogel Strauss seinen Schädel in die Erde steckt.“ Solche Sätze hört man immer öfter, der Zwangsrealismus scheint nun gegen jedes träumerische Phantasma zu siegen. Während mancherorts Dämme den Fluten dieser globalen Wellen gerade noch Einhalt bieten können, haben sie anderenorts schon ganze Landstriche überflutet. Dabei sollten diejenigen, die noch nicht in den Kontakt mit diesem neuen Denken gekommen sind, nicht glauben, dass sie nicht auch in Bälde nasse Schuhe und Füße bekommen werden. Je länger ihre Dämme aushalten, desto eher werden sie gänzlich von den dann angestauten Fluten mitgerissen werden, während andere schon darin Schwimmen gelernt und vielleicht auch Methoden gefunden haben für längere Perioden trocken zu bleiben.
Solche „Methoden des Trockenbleibens“ setzen voraus das man weiß, dass man nass werden kann, also dass man bereits Kenntnis hat vom Kontakt mit dem inselnüberflutenden Zwangsrealismus. Das intermezzohafte Trockenbleiben kann nur dann zu einem wirklichen Trockenwerden führen, wenn das monadische Interregnum einem archipelagohaften Verständnis von Gemeinschaft weichen kann. Dafür müssen aber sowohl das Personsein aus eben der monadischen Schale durch Inneres Wachstum ausgebrochen als auch genügend individualisierte Personen an einem Ort vorhanden sein.
Nun kann man mehrere Lösungen für diesen Gordischen Knoten vorschlagen; im Endeffekt gilt es für jede Person selbst ihren inneren Antriebsimpuls zu finden und zu aktivieren. Jedoch: Es gibt ja immer etwas scheinbar Wichtigeres, Notwendigeres als den langwierigen Prozess - aus der dunklen Zelle des beschädigten Ichs herauswachsen zu lernen - anzufangen. Solche Projekte werden immer mehr dann ad acta gelegt, je mehr der Mensch unter Druck steht, also je mehr er eigentlich solch ein Wachstum benötigen würde um diesem Druck längerfristig standhalten zu können.

Der Sog des Bekannten ist wie Salz für das Neue, und will erst mühsam überwunden werden um den steinernen Acker urbar machen zu können auf dem ja ein frischer Wald wachsen soll.
Die Urbarmachung des festgewordenen Hirnmaterials bedarf weitaus mehr als ein paar Intermezzos, um den Veränderungswillen Wirklichkeit werden zu lassen - sonst fängt einen immer wieder das Lasso des Althergebrachten und der verkrusteten Tradition ein. Das Schwimmen gegen den Strom erlaubt eben kein Verharren im Negativen, sondern zielt darauf nicht mitgeschwemmt zu werden und aus dem Wasserfall hinauszuschwimmen.

Wenn man Kunstwerke und künstlerische Praxis vom Gesichtspunkt einer autobiographischen Aufarbeitung von anderweitig nicht Verarbeitetem sieht, also als Symbol der Hoffnung auf einen Neubeginn aus sich selbst, so können wir behaupten, dass eine Ausstellung mit diesem Thema eine Enzyklopädie von Hoffnungswerkzeugen darstellen kann.

Warum Einzelaustellung aber 2 Künstler ?

Die Kombination Kubin x Schabus ist der Autobiographie des Künstlers geschuldet, da dieser mit den Bildern Kubins seit seiner Kindheit vertraut ist, ja seine Kindheit mit ihnen verbracht hat. Da zahlreiche Drucke von - Kubins Oeuvre sich in der Wohnung der Familie befanden, war dieses neben den Werken von Hieronymus Bosch für Patrick Schabus Erstbegegnung und Ersterfahrung mit bildender Kunst überhaupt. Die Arbeiten von Alfred Kubin können daher in dieser Ausstellung auch als Abschnittmarker verstanden werden, was ihre Hängung zwischen den Arbeiten von Patrick Schabus auch andeuten lässt.

Zu Kubin:

Dass Kubin kein Künstler ist, dessen Werk von lustigen Katzenbildern und farbigen Kinderlachern geprägt ist, ist fast jedem bekannt. Seine irreal anmutenden Szenen, seine düstere Phantasmawelt und die vorherrschende Farbe Schwarz in seinem Werk zeugen von der steten Beschäftigung mit dem inneren Zusammenbruch, dem Abgleiten in das unkommunizierbare und den real erlebten Albtraum gegen den jeder nächtliche Schreck wie eine schöne Geschichte wirkt. Kubins Leben war geprägt von mehreren traumatischen Verlusterfahrungen - als er zehn Jahre alt war, starb seine Mutter und ein Jahr später seine Tante, die zu diesem Zeitpunkt bereits seine Stiefmutter war. Mit 15 Jahren starb seine erste Freundin Emy an Typhus.

Trotz seinem Selbstmordversuch am Grab der Mutter wurde er in die Armee Eingezogen, worauf seine psychische Gesundheit derart litt, dass er kurz danach in die Nervenabteilung des Garnisonshospitals eingeliefert wurde, von wo er sozusagen als „untauglich“ gebrandmarkt zum Haus seines Vaters zurückgeschickt wurde. Kubin beschäftigte sich in seinen späteren Lebensjahren mit den Theorien des deutschjüdischen Philosophen Salomo Friedländer, besonders mit dessen Konzeption der Polarität als Teil eines kohärenten Ganzen. Ab 1915 hatte Kubin kontinuierlich Briefverkehr mit Friedländer, wobei zu beachten ist, dass Kubins weitere Entwicklung und emotionale Stabilisierung - so empfand er in früheren Jahren eine tiefe innere Zerrissenheit - durch die Philosophie Friedländers bedingt war.
Kubin sah das Leben als eine Form von Traum, aus dem es zu erwachen galt. So beschrieb er die Menschliche Existenz als exzentrische Täuschung, der man durch künstlerische Arbeit Herr werden kann. Es ist nicht verwunderlich, dass Friedländers polzaristisches Konzept der „Schöpferischen Indifferenz“ eines der wichtigsten Impulsgeber für die Entwicklung der Gestalttherapie war.