1989-2019: Hoffnung auf Demokratie oder Anbruch eines neuen Autoritarismus?

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Internationales Symposion im Otto-Mauer-Zentrum.

Der Zusammenbruch der stalinistischen Systeme in Osteuropa weckte Hoffnungen auf eine weltweite Ausbreitung rechtsstaatlicher Demokratie. Francis Fukuyama proklamierte das „Ende der Geschichte“; der Sieg der liberalen Demokratie habe die ideologischen Kämpfe seit dem 19. Jahrhundert beendet. Samuel Huntington stellt allerdings bereits in den frühen 1990er Jahren der euphorischen Hoffnung auf Demokratie das düstere Bild eines „Kampfes der Kulturen“ entgegen. In das Jahr 1989 fällt allerdings nicht nur der Fall der Berliner Mauer, sondern auch die Niederschlagung der Studentenproteste am Tian‘amen-Platz, das heute im Rückblick als Vorbote eines neuen Autoritarismus erscheint. Drei Jahrzehnte nach der Befreiung vom kommunistischen Diktaturen wird die Weltpolitik zunehmend von autoritären Systemen bestimmt. In Russland, China, in der islamischen Welt haben sich autoritäre Strukturen verfestigt. Aber auch innerhalt der westlichen Welt wird die rechtsstaatliche, menschenrechtsbasierte Demokratie von neorechten Parteien und Bewegungen offen in Frage gestellt.

Ziel der Tagung ist einerseits ein Rückblick auf die Hoffnungen auf Demokratie, die der Zusammenbruch des Stalinismus geweckt hat, andererseits eine nüchterne Gegenwartsdiagnose, in der Demokratien durch neue Formen des Autoritarismus und völkerrechtliche Ordnungen durch neue Strategien imperiale Machtauweitung bedroht werden.
Mit Vorträgen von:

Herfried MÜNKLER (Berlin)
Die Herausforderung der liberalen Demokratie und die Voraussetzungen ihres politischen Überlebens.

Ivan KRASTEV (Sophia/Wien)
Making sense of the long 1989

Eva KOVACS (Wien/Budapest)
Die Repräsentation des "ungarischen Schicksals" - Neohistorismus und Neofeudalismus in der Politik und Kultur

Ming SHI (Berlin)
"Gift trinken, um den Durst zu stillen“ - ein Rückblick auf China in rasanten Veränderungen seit 1989